Die Geschichte des AKiKa

Entstehung des Aachener Kinderkarnevals

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Jacques Königstein (1897 – 1971) Bild: www.akv.de

Man kann schon mit Recht sagen, dass der Ausschuss Aachener Kinderkarneval – kurz AKiKa genannt – mit seinem Märchenprinzen, dem Hofstaat, der Prinzengarde, der Märchenprinzenproklamation, dem Kinderfest und dem Kinderzug am Karnevalssonntag in seiner 66jährigen Geschichte dazu beigetragen hat, dass der Kinderkarneval als ein fester Bestandteil des Aachener Karnevalsbrauchtums angesehen werden kann. Und dafür sei zunächst einmal allen Frauen und Männern in Vergangenheit und Gegenwart gedankt, die dabei mit viel Enthusiasmus, ehrenamtlichem Engagement und Freizeit geholfen haben und noch helfen. Ohne sie hätte der AKiKa nicht mehr als 70 Jahre Erfolgsgeschichte schreiben können.

Der vielbesagte, leidenschaftliche Karnevalist Jacques Königstein (1897 – 1971), von 1930 – 1968 Präsident des Aachener Karnevalsvereins (AKV) und des Ausschusses Aachener Karneval (AAK), war es, der die Vision hatte, dass „Fastelovvend“ als ein „altes schönes Volksfest“ gefeiert werden sollte, dass jedoch nicht nur Erwachsene anspricht, sondern auch Kinder. Er war der Überzeugung, dass Karneval als Brauchtumspflege keine Zukunft habe, wenn nicht eine gezielte Nachwuchsförderung stattfinde. Deshalb sollten seiner Meinung nach Kinder schon früh in kindgerechter Art und Weise an den „Bazillus Carnevalis“ herangeführt werden, damit der Erhalt des karnevalistischen Brauchtums gewährleistet würde. Eine wahrhaft weise Ansicht, die auch heute noch Bestand hat – Kinder bedeuten Zukunft in jeder Hinsicht!

Bis zum Jahr 1950 waren Kinder noch weitgehend aus dem karnevalistischen Treiben auf der Straße und in den Sälen ausgeschlossen. Der Karneval war eine Domäne der Erwachsenen. Zwar gab es bereits vor dem Zweiten Weltkrieg auf Anregung von Jacques Königstein Kinderkarnevalszüge in Aachen, jedoch einen speziellen, organisierten Aachener Kinderkarneval, der sich ausnahmslos um die Einbeziehung von Kindern in das gesamte karnevalistische Geschehen kümmerte, gab es noch nicht. Hans Houben (✝), der als beteiligter Helfer beim Karnevalszug 1950 mitwirkte, machte aufgrund seiner positiven und negativen Erfahrungen damit Jacques Königstein den Vorschlag, Aachener Kinderkarneval strategisch zu organisieren und eine eigene Gruppe für die karnevalistischen Belange von Kindern ins Leben zu rufen.  Jacques Königstein nahm diese Anregung als damaliger Vorsitzender des Ausschusses Aachener Karneval gerne auf und gründete 1951 gemeinsam mit Gleichgesinnten den „Ausschuss Aachener Kinderkarneval“. Es war die Geburtsstunde unseres heutigen AKiKa. Der damalige Leiter des Kur- und Werbeamtes der Stadt Aachen Dr. Fritz Velz (✝) konnte als erster Leiter des neu gebildeten Ausschusses gewonnen werden. Gleichzeitig war die Gründung des AKiKa auch die Grundsteinlegung für einen speziellen Kinderkarneval in Aachen, der bis heute von vielen karnevalistischen Hochburgen in Deutschland als Vorbild für den Aufbau und die Weiterentwicklung eines eigenen, organisierten und kindgerechten Karnevals angesehen wird.

Direkt nach der Gründung des AKiKa wurde am 17. Januar 1951 im Forsthaus Siegel dann auch der 1. Aachener Kinderprinz Rolf I. (Pirnay) mit Mütze, Zepter und Kette im traditionellen Zeremoniell proklamiert, eine Darstellung des Prinz Karnevals in „Kleinformat“ für Kinder. Dieses Zeremoniell wird bis heute noch bei der jährlichen Proklamation des Märchenprinzen beibehalten und zeugt von der Tradition, die sich in 70 Jahren AKiKa erhalten hat und auch weiter erhalten bleiben soll.

Als 1952 dem Märchenprinzen ein Gefolge und eine Prinzengarde sowie ein Tanzpaar zur Seite gestellt wurden, nahm die Erfolgsgeschichte AKiKa und Aachener Kinderkarneval weiter seinen Lauf und erhielt auch die Anerkennung von noch bis dahin zweifelnden Karnevalisten, ob denn Karneval wirklich was für Kinder ist.  Aber es stand fest: Der Aachener Karneval wurde um eine Attraktion reicher. Es etablierte sich in Aachen ein Kinderkarneval mit einem eigenen Kinderprinzen, der am Karnevalssonntag mit seinem Gefolge, der Prinzengarde und dem Tanzpaar gemeinsam mit vielen Aachener Kindern durch die Straßen von Aachen zog. Und so ist es geblieben bis heute.

1954 übernahm Sepp Hugot (✝) bis 1969 das Amt des Leiters des AKiKas. Seine Aufgaben, die er mit seinem Amt übernahm, sind ebenso bis heute aktuell. Seit der Gründung des AKiKa als Unterausschuss im FestAusschuss Aachener Karneval (AAK) bestimmen die jeweiligen Leiter gemeinsam mit ihrem ehrenamtlichen Team den alljährlichen Märchenprinzen – bis heute 70 an der Zahl – und organisieren gemeinsam alles Rund um ihn, seinen Hofstaat, der Prinzengarde mit dem Tanzpaar, seine Proklamation, seine Reden und den Kinderzug am Karnevalssonntag.

1957 erblickte dann auch der sogenannte „AKiKa-Marsch“ das Licht der Welt. Dieser Erkennungsmarsch, der bis heute gespielt und von großen und kleinen Jecken mitgesungen wird, wenn der Märchenprinz mit seinem Gefolge auftritt, wurde von Willi Kürten (✝) mit Text und Musik geschrieben und hat bis heute von seiner Wirkung noch nichts verloren.

Welche Bedeutung der Aachener Kinderkarneval bereits zur damaligen und darauffolgenden Zeit über die Grenzen von Aachen hatte, zeigen 1957 Einladungen zum WDR in die Dortmunder Westfalenhalle, der Besuch des Märchenprinzen im NATO-Hauptquartier in Mönchengladbach, 1958 Übertragungen von Ausschnitten des Kinderzuges im deutschen, holländischen oder belgischen Fernsehen sowie Übertragungen des ganzen Kinderkostümzuges 1966 mit 5 Kameras am Elisenbrunnen, moderiert durch den Fernsehreporter Sascha Keith mit Jacques Königstein und Sepp Hugot als Co-Moderatoren. Auch Einladungen nach Reims – in die Partnerstadt von Aachen –  zur „Kermes des Ecoles“ erhielt der AKiKa mit seinen Kindern 1967, wodurch viele, weitere Besuche und Gegenbesuche über die Jahre eingeleitet wurden. Zur gleichen Zeit bauten auch Aachener Karnevalsvereine mit und mit ihre Nachwuchsarbeit aus. Im Zuge der Entwicklung entstanden Kindergruppen mit eigenem Bühnenprogramm und Uniformen sowie Karnevalswagen wie bei den Großen. Diese Gruppen sind heute neben dem AKiKa ein weiteres Aushängeschild für den Aachener Kinderkarneval.

Das nicht immer alles so lief, wie die Verantwortlichen des AKiKa es sich vorgestellten, zeigt das Jahr  1962,  als  Hans I.  (Lothmann) den Märchenthron besteigen sollte. Durch den Bau der Berliner Mauer, die Grubenkatastrophe in Völklingen, die Pockenerkrankungen in der Region Aachen und die verheerenden Überschwemmungen in Hamburg war es den Aachener Karnevalisten gar nicht danach, Karneval zu feiern. So sagte der AAK schweren Herzens 1962 sowohl Kinderzug wie auch Rosenmontagszug ab. Aber der kleine Hans erhielt 1963 doch endlich die Möglichkeit, als Märchenprinz von Aachen in die Session zu starten. Ein ähnliches Schicksal erlitt auch der Märchenprinz Christian II. (Goebbelet) im Jahre 1991, dessen Regentschaft aufgrund des Golfkrieges um ein Jahr verschoben werden musste. Und Phil I. (Cremanns) der, bis heute einzigartig, aufgrund der Corona Pandemie drei Jahre hintereinander, von 2021 – 2023 Märchenprinz war. 

Nach 15 Jahren Leitertätigkeit für den AKiKa übergab Sepp Hugot 1969 das Zepter der Leitung an Franz Baumann (✝), der dieses Amt bis 1990 innehatte und sich leidenschaftlich für den Aachener Kinderkarneval eingesetzte.

Ab dem Jubiläumsjahr 1975 – 25 Jahre AKiKa – wurde neben der Prinzenproklamation auch ein Kinderkostümfest organisiert – ein neues Highlight im Aachener Kinderkarneval, dass bis heute neben der Märchenprinzenproklamation Bestand hat und am Mittwoch vor Karneval zahlreiche Familien mit ihren Kindern in bunten Kostümen anlockt, um gemeinsam mit dem Märchenprinzen und seinem Gefolge einen bunten, karnevalistischen Nachmittag zu erleben.  Dabei laden Spielstände, die in den letzten Jahren liebevoll von den Waschweibern der Öcher Börjerwehr ausgestattet und betreut werden, die Kinder zum Mitmachen, aktiv Erleben und Gestalten ein.

Fanden alle AKiKa-Veranstaltungen bis 1976 im Neuen Kurhaus statt, so zog man für das Jahr 1977 in den Saalbau Geulen und ab 1978 in das gerade fertiggestellte Gebäude des Eurogress Aachen, wo der AKiKa mit seinen Veranstaltungen der Prinzenproklamation und des Kinderfestes bis heute seine Heimat und sein „Wohnzimmer“ gefunden hat.

In den Jubiläumsjahren des AKiKa 1984 (3 x 11 Jahre), 1994 (4 x 11 Jahre) und 2000 (50 Jahre) konnte der AKiKa in den Räumen der Sparkasse Aachen Ausstellungen zum Thema Aachener Kinderkarneval präsentieren und einen Querschnitt über die jahrelange, erfolgreiche Arbeit zeigen. Gezeigt wurden nostalgische und neue Fotos, Märchenprinzenorden, alte und neue Prinzenkostüme sowie Modelle von Prinzenwagen. Beim karnevalistischen Publikum, aber auch bei Besuchern der Sparkasse fanden die Ausstellungen großen Anklang – eine schöne Werbung für den Aachener Kinderkarneval.

Von 1990 bis 2018 leitete Wolfgang Radermacher mit seinem Team die Geschicke des AKiKa. Die Bedeutung und Akzeptanz des Kinderkarnevals für die Stadt Aachen blieben und steigerten sich noch. Dies zeigt unter anderem auch, dass seit dem Jahre 1998 die Stadt Aachen neben dem Prinzen der Stadt Aachen auch den Märchenprinzen einlädt, um mit ihnen gemeinsam am 11.11. eines jeden Jahres im weißen Saal des Rathauses die Karnevalssession zu eröffnen. Gemeinsam mit dem großen Prinzen der Stadt Aachen tritt der Märchenprinz ebenso jährlich bei der Fernsehsitzung anlässlich der Ordensverleihung „Wider den tierischen Ernst“ auf und begrüßt im Namen der Stadt Aachen und des Aachener Karnevalsvereins (AKV) den designierten Ritter in der Runde der Ritterschar. Dabei besticht gerade der Märchenprinz mit seinem Charme, seiner kindlichen Spontanität und Freude das Publikum im Saal und an den Fernsehbildschirmen – eine Werbung für den Aachener Kinderkarneval über die Grenzen der Region hinaus in ganz Deutschland und den deutschsprachigen Nachbarländern. Wann immer es geht, kommt auch das karnevalistische Dreigestirn aus Köln auf eine AKiKa-Veranstaltung, wenn es zu einem Besuch beim großen Aachener Prinzen im Quellenhof weilt. Dadurch wird deutlich, welche Anerkennung der Aachener Kinderkarneval auch in der Domstadt Köln hat.

Traditionell besucht der Märchenprinz nach seiner Prinzenproklamation mit Hofstaat, Garde und Tanzpaar an den Wochenenden und den Karnevalstagen unzählige Kinderkarnevalsveranstaltungen von Aachener Karnevalsvereinen, Schulen sowie Seniorenveranstaltungen. Der Auftritt des Märchenprinzen mit seiner Entourage ist dabei bis heute der Höhepunkt der Veranstaltungen, lässt Kinder von Märchenprinzen und Tanzmariechen träumen sowie Erwachsene in Erinnerungen schwelgen, wie sie selbst als Kinder mit ihren Eltern oder Großeltern am Kinderkarneval teilgenommen haben.

Miez und Anton – die traditionellen Identifikationsfiguren des AKiKa – wurden in Überlebensgröße hergestellt. In ihnen schwitzen AKiKa-Helfer, die auf allen Veranstaltungen Kindern animieren zu hüpfen, zu lachen, zu schunkeln oder zu tanzen. Wenn gewünscht stehen sie auch nur für ein Erinnerungsfoto der kleinen Karnevalisten mit Papa und Mama oder Opa und Oma bereit.

Der Spielnachmittag nach der Prinzenproklamation oder das Kinderfest erhielten eine Aufwertung durch eine „Miez und Anton-Hüpfburg“, die der Fökika ermöglichte, und einem roten Sofa, auf dem Besucher der AKiKa-Veranstaltungen kostenlos Fotos aufnehmen und sofort entwickeln lassen können.

Auch Malwettbewerbe in der vorkarnevalistischen Zeit zum Thema „Karneval mit Miez und Anton“ in Kindergärten und Schulen sollen Kinder bereits früh auf Karneval einstimmen, involvieren und Vorfreude wecken.  Dies sollen ebenso zwei ASEAG-Busse mit dem Konterfei des Märchenprinzen und Emblemen des AKiKa und des AAK bewirken, die vor der Märchenprinzenproklamation durch Aachens Straßen fahren.

Seit 2018 leitet Thomas Jägerberg mit einem zehnköpfigen Team ehrenamtlicher Helfer den AKiKa mit dem Ziel, diesen gemeinsam in eine erfolgreiche Zukunft zu führen. Seine Aufgaben umfassen die Vertretung des Aachener Kinderkarnevals in lokalen, regionalen und überregionalen Gremien sowie die Pflege des Kontakts zu den Jugendabteilungen der Aachener Karnevalsvereine. In diesem Rahmen begleitet er den Märchenprinzen mit seinem Hofstaat, der Garde und dem Tanzpaar durch den Aachener Karneval, um die Liebe zum Karneval vorzuleben und Traditionen zu bewahren, während gleichzeitig neue Schritte gewagt werden.

Im Jahr 2023 wurde ein bedeutender Schritt unternommen, indem eine Jugendgarde ins Leben gerufen wurde. Mädchen verbringen sechs bis acht Jahre in der Kinderprinzengarde des AKiKa, wo sie nicht nur tänzerisch ausgebildet werden, sondern auch den Aachener Kinderkarnevals erleben. Gemeinsam mit dem Märchenprinzen begeistern sie nicht nur Kinder, sondern verbreiten auch Freude bei Auftritten in Alten- und Seniorenheimen. Mit dem Ende ihrer Zeit im AKiKa, im Alter von 12/13 Jahren, verlassen die meisten Mädchen den Karneval, doch nur wenige wechseln zu anderen Vereinen. Um die Jugendlichen im organisierten Karneval zu halten, wurde die Idee geboren, eine Jugendgarde zu gründen. Diese bringt den reinen, klassischen Gardetanz auf die Bühne und setzt dort an, wo die Kinderprinzengarde endet. Diese Erweiterung ermöglicht es, die bestehende Gemeinschaft weiterzuführen, da die Mädchen bereits ein gemeinsames Repertoire und eine Basis haben, auf der aufgebaut werden kann.

Ein weiteres Novum ist die Einführung eines Ehemaligen-Teams. Ein zentrales Anliegen besteht darin, Ehemalige aktiv in die aktuellen Aktivitäten einzubinden. Einige ehemalige Mitglieder engagieren sich bereits im Team Wagenbau, wo Kreativität und Erfahrung besonders gefragt sind. Die Ehemaligen dienen nicht nur als Wegbegleiter, sondern auch als Multiplikatoren, indem sie ihre Leidenschaft für den Kinderkarneval nach außen tragen und weitere Menschen für diese einzigartige Tradition begeistern. Durch die Unterstützung der Ehemaligen wird sichergestellt, dass der Aachener Kinderkarneval weiterhin ein bedeutender Bestandteil des traditionellen Aachener Karnevals bleibt und kommende Generationen ermutigt werden, sich aktiv einzubringen. Die Erfahrungen und das Engagement der Ehemaligen sind von unschätzbarem Wert und tragen dazu bei, diese langjährige Tradition lebendig zu erhalten.

Text: Maria Hyrenbach & Gabi Philipp

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